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Proteste in Hongkong können Ihre globalen Transporte ab nächster Woche lahmlegen

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Hongkong zählt als das verkehrsreichste Frachttor der Welt. Jedoch wird die Sonderverwaltungszone von China seit zehn Wochen von starken Protesten gegen das Auslieferungsgesetz beeinträchtigt, welches die Hongkonger Regierung verabschieden wollte. Der Unmut der Bevölkerung wächst und legt große Teile des öffentlichen Verkehrs und Lebens lahm. Gleichzeitig rüsten die Sicherheitskräfte auf, um die Demonstrationen zu zerschlagen. Ein Ende der Proteste ist zurzeit nicht in Sicht. Deshalb müssen Sie bei Ihren globalen Transporten, insbesondere beim Import nach Deutschland, mit starken Verzögerungen ab nächster Woche rechnen. 

Wir klären Sie in unserem neuen Beitrag zu den Hintergründen der Protestbewegungen auf und informieren Sie über die für Sie zu erwartenden Beeinträchtigungen. 

Hintergründe zu den Protestbewegungen gegen das Auslieferungsgesetz

Das Auslieferungsgesetz, welches im Februar 2019 von dem Legislativrat in Hongkong vorgeschlagen wurde, soll Vereinbarungen über die gegenseitige Rechtshilfe zwischen der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und Festlandchina treffen, was eine Abschiebung flüchtiger Straftäter bedeuten würde.

Derzeit setzen sich die Mitglieder im Legislativrat aus Repräsentanten der Industrie, der Wirtschaft und des Finanzsektors zusammen. 2017 wählte der Rat Carrie Lam zur ersten weiblichen Regierungschefin in diesem Amt. Am 9. Juni 2019 begannen die ersten Proteste, was für China ungewöhnlich ist. Ziviler Ungehorsam ist weder in Hongkong noch im restlichen China Alltag. Aufgrund der stark anhaltenden Proteste, hat Lam am 15. Juni 2019 den Gesetzentwurf auf unbestimmte Zeit verschoben, ihn jedoch nicht aufgehoben.

Daraufhin haben sich zwei Tage später, am 17. Juni 2019, zwei Millionen Demonstranten auf den Straßen Hongkongs mobilisiert und gegen die Aufschiebung der Gesetzesvorlage protestiert. Unter den Demonstranten sind zumeist Studenten und Arbeiter, die den kompletten Stopp des Entwurfs fordern, um die Unabhängigkeit des Hongkonger Rechtssystems zu wahren. Sie fürchten, dass sowohl Hongkonger, als auch ausländische Bewohner im Falle eines Rechtsstreits für einen Strafprozess nach Festlandchina ausgeliefert und dort verurteilt würden, was die Rechtsmündigkeit von Hongkong maßgeblich herabsenken würde. 

Die Proteste gingen weiter, woraufhin am 1. Juli 2019 der Legislativrat von Demonstranten besetzt wurde. Es kam zu starken Ausschreitungen und zahlreichen Polizeieinsätzen. Die Protestkultur in Hongkong ist etwas ausgeprägter als in den restlichen Teilen Chinas. Da ihnen durch das nur teilweise demokratisierte Verwaltungssystem wenige Möglichkeiten der Partizipation bleiben, bringen sie ihren politischen Willen auf der Straße zum Ausdruck.

Dies führte gut einen Monat später zum Generalstreik am 5. August 2019, welcher die Stadt weitestgehend lahmlegte.. Die Demonstranten erstellten Barrikaden und blockierten ganze Straßenzüge. Auch Bahnen und Züge wurden blockiert, sodass es auf den Straßen zu massiven Staus kam und viele Pendler nicht zur Arbeit kommen konnten. Die Polizei hat den Streik gewaltsam mit Schlagstöcken, Gummigeschossen und Tränengas zerschlagen. 

Die Demonstranten führten weiterhin koordinierte Streiks durch, die die Stadt in Chaos versetzt haben. Die Folge waren zusätzliche und erhebliche Verspätungen durch die Flugannullierungen. Darüber hinaus kam es auch im Zugverkehr zu zahlreichen Zugausfällen. 

Auf der anderen Seite gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Stimmung in der Hongkonger Bevölkerung kippen könnte: In den vergangenen Tagen durchbrachen vereinzelte Autofahrer mit ihren Wagen Straßensperren, die die Protestbewegung errichtet hatte. Dabei wurde ein Demonstrant verletzt. 

Auf Bitten der chinesischen Regierung in Peking stehen 6.000 Soldaten der Volksbefreiungsarmee (PLA) in Hongkong bereit, um in die Stadt einzumarschieren und für Ordnung zu sorgen. Dies erinnert an die Tiananmen Proteste vor 30 Jahren und deren blutige Zerschlagung. Es ist jedoch bisher wenig wahrscheinlich, dass sie eingesetzt werden. 

Trotzdem werden die Unruhen und Streiks immer heftiger. Ihre Auswirkungen sind inzwischen überall in der Stadt zu spüren. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften, Schlägertrupps und Demonstranten. Von der Polizei wurden bereits mehr als 400 Personen festgenommen. 

Beeinträchtigungen für die Handelswege Hongkong – Europa

Aktuelle Auswirkungen in der Luftfracht 

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Am 5. August 2019 haben sich auch die Piloten- und Flugbesatzungsgewerkschaften der Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific Airways Ltd. am Generalstreik beteiligt und ihre Arbeit niedergelegt. Aufgrund dessen wurden 200 Passagierdienste gestrichen, wobei sechs Frachtflüge von Emirates, Etihad, Nippon Cargo, Polar Air Cargo und UPS eingestellt wurden. Sechs Flugankünfte wurden darüber hinaus storniert und betrafen NCA, Emirates, Hong Kong Air Cargo, Etihad und SpiceJet.

Neuer Streik für den 12. August 2019 angekündigt

Für nächste Woche ist erneut ein Generalstreik geplant, dem sich erneut Angestellte des Bahn- und Flugverkehrs anschließen werden. Aufgrund dessen müssen Sie damit rechnen, dass erneut Hunderte von Flügen ausfallen werden, die auch Cargo Flüge betreffen werden. Dies gilt ebenfalls für den Cargo Zugverkehr. 

Die Auswirkungen auf den Seefahrt sind noch nicht abzusehen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Häfen betroffen sein werden, da  zumindest einige der Arbeiter nicht zur Arbeit erscheinen werden, da die die Züge und Straßen blockiert werden. Zusätzlich werden höchstwahrscheinlich die Transporte zu den Häfen betroffen sein, da Straßensperrungen und Staus sowie die Kapazitäten der lokalen LKW-Unternehmen zu Behinderungen führen werden. 

Hier ein Überblick über die verschiedenen betroffenen Fluglinien: 

Air Asia-Gruppe: Es sind vierzehn Flüge umgebucht, die meisten davon zwischen Hongkong und Malaysia. Die Fluggesellschaft teilt den Passagieren, die nach Hongkong fliegen oder abreisen, mit, sich auf Verspätungen vorzubereiten.

Air China: Mindestens 10 Flüge von und nach Hongkong sind eingestellt, einschließlich Verbindungen nach Peking und Chongqing.

Cathay Pacific: Mehr als 70 Flüge ab Hongkong, meist zu Zielen in Asien, sind gestrichen. Cathay Pacific und Cathay Dragon, die einige Flüge mit Cathay Pacific durchführen, empfehlen, nicht benötigte Reisen zu verschieben. Die Fluggesellschaft hat zwar noch keine Frachtdienste eingestellt, warnt aber davor, dass es bei Frachtflügen zu Verspätungen kommen kann.

Hong Kong Airlines: Es wurden dreißig Flüge von und nach Hongkong gestrichen. Zu den annullierten Flügen gehören Flüge nach Shanghai und Peking sowie Flüge von Tokio und Taipeh.

HK Express: Es sind drei Linienflüge und ein Charterflug gestrichen worden. Die Fluggesellschaft hat zudem vorübergehend ihren Check-In-Schalter in der Innenstadt geschlossen.

UPDATE (26. August 2019)

Durch die anhaltenden Proteste in Hongkong kamen einige Fragen von nationalen sowie internationalen Unternehmen auf. Um die Meinungen und Gefühlslage deutscher Unternehmen festzuhalten führte die Delegation der Deutschen Wirtschaft eine Umfrage unter den Mitgliedern der Deutschen Handelskammer durch. Es wurden zwischen dem 6. und 9. August 2019 600 Unternehmen befragt. Basierend auf den Ergebnissen und folgenden Gesprächen mit Mitgliedern der Deutschen Handelskammer fasste die Delegation der Deutschen Wirtschaft die am häufigsten auftretenden Bedenken deutscher Unternehmen zusammen: 

Sind deutsche Unternehmen von den anhaltenden Protesten betroffen? 

Knapp die Hälfte (49%) der befragten deutschen Unternehmen gaben an, dass ihre operativen Tätigkeiten durch die anhaltenden Proteste in Hongkong eingeschränkt wurden. Die am häufigsten genannten Probleme sind Einschränkungen im Verkauf, Öffnungszeiten, Transport und die Arbeitsmoral der Angestellten. Jedoch gab kein befragtes Unternehmen an, dass sie einen ernsten Schaden durch die Proteste genommen hätten.

Werden durch die Proteste provisorische Maßnahmen von den deutschen Unternehmen in Hongkong getätigt?

Die meisten deutschen Unternehmen gaben an, dass sie situationsabhängige Pläne hätten, um die Protestphase durchzustehen, z.B. flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Verlegung der Budgetplanung auf einen späteren Zeitpunkt). Niemand gab jedoch an, sich schon langfristige Pläne zurecht gelegt zu haben.

Wie reagieren die deutschen Unternehmen auf die Gewalt der letzten Wochen?

Die deutschen Unternehmen verurteilen jegliche Form der Gewalt von allen Parteien und blicken mit großer Sorge auf die Lage in Hongkong. Sie sind daran interessiert, jegliche Konflikte zu beseitigen und zu einem friedlichen Alltag zurückzukehren.

Warum sind die Proteste und Streiks am internationalen Flughafen Hongkongs signifikant? 

Da der internationale Flughafen Hongkong ein essentielles Drehkreuz für die gesamte Asien-Pazifik Region ist, kann eine Lahmlegung des Flughafens weitaus größere Konsequenzen mit sich ziehen als eine Einschränkung des Flugverkehrs in Hongkong. Viele deutsche Unternehmen sind in der Transport- und Logistikindustrie beteiligt und blicken mit großer Sorge auf die Unterbrechung der Luftfahrt, welche den Unternehmen und der Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen könnte. 

Ist Hongkong noch ein sicherer Handelsort? Und wie wird sich die Situation entwickeln?

Trotz der anhaltenden Proteste haben sich deutsche Unternehmen nicht dazu entschlossen, sich aus Hongkong in jeglicher Form zurückzuziehen. Dennoch wird geraten vor Geschäftsreisen die neuesten Entwicklungen in Hongkong genau zu verfolgen. Verlässliche Quellen sind die lokalen Nachrichten SCMP und RTHK sowie die Informationsdienste der Fluggesellschaften. Das deutsche Auswärtige Amt hat noch keine Reisewarnung für Hongkong ausgegeben und die deutschen Unternehmen sind zuversichtlich, dass die Situation sich beruhigt und man zu einem normalen und friedlichen Alltag zurückkehren kann.

Wie wichtig ist den deutschen Unternehmen das Prinzip “Ein Land, zwei Systeme”? 

Die deutschen Unternehmen schätzen das hohe Maß an Autonomie, Stabilität und Transparenz in Hongkong, welche durch das Prinzip: “Ein Land, zwei Systeme” geboten wird. Fundamentale Rechte und Freiheiten, wie die Presse- und Meinungsfreiheit, werden respektiert und machen Hongkong als internationalen Handelsplatz umso attraktiver. Daher haben die deutschen Unternehmen großes Interesse daran, die besonderen wirtschaftlichen Bedingungen und den Ruf Hongkongs zu erhalten, und sehen “Ein Land, zwei Systeme” als wichtigen Baustein für den zukünftigen Erfolg Hongkongs.

Quelle: https://hongkong.ahk.de/news/news-details/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=25106&cHash=597312d2e528d3d0c03bb3334860a918

Sollten Ihre Shipments als FreightHub-Kunde betroffen sein, wird Sie Ihr persönlicher Ansprechpartner natürlich rechtzeitig informieren.