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General Average oder was uns die Havarie der Ever Given lehrt 

Gerneral_Average

 

  • Die vermögensrechtliche Abwicklung einer Havarie in der Schifffahrt ist durch das Law of General Average geregelt.
  • Die Havarie der Ever Given hat das Prinzip der Gefahrengemeinschaft in der Seefracht ins Rampenlicht gerückt.
  • Eine Havarie grosse kann für Händler zahlreiche Probleme aufwerfen. 

 

Spätestens seit der Blockade des Suezkanals ist der Begriff “General Average” wieder in aller Munde. Doch was es genau mit diesem Terminus auf sich hat und welche rechtlichen Hintergründe damit in Verbindung stehen, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

 

General Average oder Havarie grosse

Antworten verspricht das Law of General Average, die gesetzlichen Regelungen zur Havarie grosse, einem in der Marinegeschichte historisch verankerten Gesetz zur vermögensrechtlichen Abwicklung einer Havarie. Die heutigen Regelungen gehen auf die Lex Rhodia de iactu aus der Zeit um 800 v. Chr. zurück. Einem im Seegesetzbuch von Rhodos festgelegten Kodex, nach dem der Schiffsführer im Falle eines Unglücks, zur Rettung des Schiffs und der Ladung zum Beispiel Waren über Bord werfen konnte. Alle Eigentümer, die bei dem Unglück Seefracht verloren hatten, konnten einen Ausgleich verlangen. Allerdings konnte so auch der Schiffseigner die Eigentümer der geretteten Waren, seinerseits zu einem Ausgleich verpflichten. 

Dieses Prinzip der Gefahrengemeinschaft – Schiffs- und Wareneigner beteiligen sich gemeinschaftlich an den Kosten eines Unglücks – wurde 1890 in die York-Antwerpener-Regeln übernommen und ständig modernisiert. Heute verwaltet das Comité Maritime International diese Regeln zum General Average. Die meisten Staaten haben derartige Regelungen in nationales Recht überführt. In Verträgen zur Seefracht werden sie nahezu ausnahmslos aufgenommen.

 

Regelungen zur Havarie grosse

Ruft der Kapitän eines Schiffes, nach einem Unglück in der Schifffahrt, die Havarie grosse aus, werden die Kosten, die durch die Rettung des Schiffs entstehen, zwischen Schiff und Ladung aufgeteilt. Dies kann sich sowohl auf außergewöhnliche Aufwendungen, zum Beispiel durch Schiffsbergung beziehen aber auch auf Kosten, die durch die Aufopferung zum Beispiel durch Seewurf der Güter, entstanden sind. Im Allgemeinen sieht die Regelung vor: Für die Schäden und Kosten haften alle am Seetransport Beteiligten im Verhältnis des jeweiligen Werts der geretteten Waren. Auf Händler können damit Ansprüche bis zur Höhe ihres gesamten Warenwerts zukommen. 

Die exakte Verteilung der Kosten bei einer Havarie grosse ist kompliziert. Daher übernehmen Spezialisten, sogenannte Dispacheure, die Ermittlung der jeweiligen Kostenanteile. Dieses Verfahren kann sich über einen längeren Zeitraum hinziehen, da in der Regel zahlreiche Ladungseigner am Prozess beteiligt sind. 

 

Was bedeutet die Havarie grosse für Händler?

Bei einer Havarie grosse ruft die jeweilige Reederei alle Beteiligten zur Hinterlegung einer Sicherheit in Höhe des Warenwertes auf und übt bis zur Zahlung ein Pfandrecht auf die jeweilige Seefracht aus. Wer die Sicherheit nicht hinterlegt, hat keinen Anspruch auf seine Waren. Für Händler kann das unter Umständen große Verluste bedeuten, zumindest wenn sie ihre Container nicht gegen das Risiko der Havarie grosse versichert haben.

 

Schutz vor dem Risiko

Wie sich aus der Havarie grosse der Ever Given erkennen lässt, kann beim Transport von Waren Unvorhersehbares passieren. Eine Havarie grosse unterliegt oft langen Berechnungszeiten. Da meist nicht klar ist, wer welchen Anteil trägt, wann die Händler ihre Waren letztlich erhalten und ob eine Sicherheit fällig wird, ist eine Transportversicherung sinnvoll. Diese trägt zum finanziellen Schutz bei, indem sie problemlos Bareinlagen oder Bankgarantien bereitstellt. Gerade aber auch unter dem Gesichtspunkt, dass die Erträge aus den Waren zunächst einmal entfallen, ist es sinnvoll sich mit dem Thema genauer zu befassen. Nicht zuletzt, um möglich rasch einen Ersatz für die, derzeit nicht zugänglichen, Waren beschaffen zu können. Hinzu kommt: Es vergeht eine gewisse Zeit, bis Ersatzware vor Ort ist – bei leeren Lagern ein zusätzliches Problem. Ein gutes Risikomanagement für den Transport trägt daher dazu bei, Verluste zu minimieren.

 

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