Von der 48-Stunden Regelung am Hamburger Hafen bis zur Umfunktionierung von Binnenfrachtern
Seit Beginn der Pandemie sind die globalen Lieferketten aus dem Gleichgewicht. Eine Krise jagt die nächste und eine zeitnahe Beruhigung scheint kaum in Sicht. Im Gegenteil: Neben den Seewegen bekommen nun auch verstärkt die Strukturen des Hinterlandes den Dominoeffekt zu spüren. So sind resultierend aus den überlasteten Supply Chains die Versorgungsketten zwischen den europäischen Nordseehäfen wie Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen und dem Binnenland zunehmend unter Druck, was an vielen Enden neue Lösungsansätze und Regelungen mit sich bringt. Was Sie für Ihre Logistikplanung daher jetzt unbedingt im Auge behalten sollten und welche Alternativen es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Hintergrund
Egal wo man gerade auf der Welt hinsieht: Container stauen sich in den Häfen oder Frachtschiffe warten in langen Schlagen auf Einlass. Zweifelsohne, Probleme gibt es gerade zu genüge. Die Ursachen sind vielfältigen Ursprungs und miteinander verkettet, wie die internationalen Supply Chains selbst. Zum einen führten unplanmäßige vorrübergehende Schließungen großer chinesischer Frachtterminals wie Yantian oder Ningbo, aufgrund positiver Covid-19 Befunde dazu, dass sich Container in den Häfen stauten, zum anderern trugen aber auch saisonale wetterbedingte Beeinträchtigungen wie Taifune dazu bei, dass Schiffe verspätet abfuhren und die Container unabgefertigt stehen blieben. Auf der anderen Seite – im wahrsten Sinne des Wortes – sorgen die langen Schiffsschlangen vor den US Ports mit aktuell über 50 Containerschiffen in Long Beach dafür, dass eine Rückkehr zum lang ersehnten Gleichgewicht gerade in weiter Ferne scheint. Die Branche, insbesondere in den USA, leidet unter einem massiven Personalmangel, was die zeitliche Abhandlung in der ein Seeschiff gelöscht oder neu beladen wird, in die Länge zieht. Und auch unter den Lkw-Spediteueren wird der Ruf nach Fachkräften immer lauter, um die große Personallücke schließen zu können. Der Konsum jedoch wartet nicht bis sich die Lage erholt hat sondern bleibt anhaltend hoch. Das nahende Weihnachtsgeschäft sollte diesen Umstand nur abermals verschärfen.
Welche Folgen ergeben sich für die Nordseehäfen?
Frachtstau ist kein Problem einzelner Hafenports mehr. Equipmentmangel und fehlender Platz auf den Schiffen ist das dominierende Bild der Branchen und wirkt sich auf allen Ebenen auf die internationalen Handelsrouten aus. Denn die Überlastung der Seewege führt ebenso zu enormen Negativ-Auswirkungen bei den Werften und Terminals, die ihre Lagerkapazitäten bei weitem überschreiten.
Als Folge dessen, sind auch Lkw-Spediteure und Güterbahnen zusehend weit über ihre Möglichkeiten hinaus strapaziert und ziehen damit die Transitzeiten in die Länge. So liest man in der letzten Zeit ebenso vermehrt von Problemen an den Grenzbahnhöfen, wie zuletzt an der EU-Außengrenze zwischen Belarus und Polen. Einige Akteure weigern sich bereits neue Container anzunehmen, ohne den Rückstau abgebaut zu haben.
Binnenfrachter als Depotlager
Wirf man einen Blick auf einige der wichtigsten Containerhäfen in Europa, so wird deutlich spürbar, wie hoch auch hier die Überauslastung ist. Die aktuellen Wartezeiten für die Abfertigung von Containerfrachtern betragen gerade im Schnitt in Antwerpen über 40 Stunden, in Rotterdam teilweise sogar über 160 Stunden. Eine Zwischenlösung für das Problem soll nun das Ausweichen auf Binnenfrachter sein, welche ihre Dienste als Containerdepots erweisen, um hier die Boxen entsprechend zwischenzulagern.
48 Stunden Regelung im Port of Loading Hamburg
Das Containerterminal am Hamburger Hafen hat nun aufgrund der aktuellen Mengensituation die Anlieferfristen bereits drastisch reduzieren müssen. Wohin gegen bis zur ersten Oktober Woche Exportcontainer noch innerhalb von 48 bis 72 Stunden vor dem Eintreffen des Schiffes angeliefert werden konnten, gilt nun für alle kommenden Schiffe eine Annahmefrist von nur noch 48 Stunden. Eine Maßnahme die nötig erscheint, um den massiven Logistik-Backlog handlen zu können, der durch die weltweiten Probleme in den USA und Asien entstanden ist. Ebenso bedeutet diese Regelung jedoch auch für viele Händler weitere Komplikationen in der Organisation der Supply Chain. Denn durch die Limitierung der Container-Annahmezeiten kann es für einige Händler dazu kommen, dass Ware nun ungeplanter Weise zwischengelagert werden musss, bevor die geladenen Vollcontainer zur Anlieferung im Seehafen transportiert werden können. Was unweigerlich zu Lasten der Ware geht und auch das Entstehen etwaiger Zusatzkosten bedeuten kann.
Carrier setzen erste Dienste aus
Um weitere Ansammlungen von Containern zu vermeiden, setzen zudem bereits einige Carrier erste Dienste komplett aus, bis sich die Situation wieder beruhigt. Einer dieser Services ist zum Beispiel der viel genutzte Maersk Eastbound regulär beginnend ab Hamburg bis nach Yantian. Dieser Dienst wird nun bis auf weiteres bis Ende des Jahres Hamburg nicht mehr anfahren.
Was wir für Sie tun können?
Zweifelsohne wird der Großteil der globalen Transporte über den Seeweg abgewickelt. Was also tun, wenn hier an allen Enden Beeinträchtigungen den Zeitplan ins Wanken bringen? In erster Linie empfiehlt es sich, gerade jetzt möglichst flexibel in der Planung zu bleiben und auch alternativen Services Beachtung zu schenken.
- LCL-Transporte: Seien Sie vorbereitet auf plötzliche Störungen und nutzen Sie LCL-Transporte, um dringende Waren vorrätig zu haben. Ein großer Vorteil der für den Transport von LCL-Sendungen spricht ist, dass diese Fracht von den Reedern priorisiert behandelt wird.
- Luftfracht: Auch wenn Sie bei der Luftfracht aktuell ebenso etwas längere Transitzeiten einplanen sollten, so ist dieser Transportmodus zweifelsohne immer noch die sicherste Lösung, wenn Ihnen die Zeit im Nacken sitzt. Der Transport über den Luftweg ist nach wie vor die schnellste Option und im direkten Vergleich und unter Abwägung aller gerade entstehenden Kosten, auch gar nicht mehr so teure Variante, Ihre Waren ans Ziel zu bringen.
- Alternative Seehäfen: Seien Sie möglichst flexibel beim Port of Loading. Die Verschiffungen von Bremerhaven oder Wilhemshaven zum Beispiel unterliegt nach wie vor keinen Einschränkungen. Damit können Container an sieben Tagen in der Woche, 24 Stunden lang angeliefert werden, ohne Buchung von Timeslots an den Terminals.
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