In der Krise am Roten Meer treffen mehrere Faktoren zusammen, die die Art und Weise des weltweiten Warenverkehrs neu definieren. Hier sind die neuesten Informationen aus der Shipping Corner.
Europa wappnet sich für mögliche Engpässe
Europa sieht sich mit möglichen Engpässen konfrontiert, deren Ausmaß je nach Branche sehr unterschiedlich ist. Mehrere Unternehmen haben Pausen in Produktion und Vertrieb angekündigt. Der Discounter Aldi kündigt Verzögerungen in der Lieferkette an, während die Lieferprobleme von Tesla weitreichende Auswirkungen vermuten lassen. Volvo und Suzuki setzen die Produktion in europäischen Fabriken aus, und auch die spanischen Werke von Michelin stoppen die Produktion, was die zunehmenden Auswirkungen der Krise widerspiegelt.
Initiativen zum Schutz des Militärs
Die EU plant eine Marinemission zum Schutz von Schiffen vor eskalierenden Angriffen, die nach dem 19. Februar einsatzbereit sein soll. Aufbauend auf der von Frankreich geleiteten Operation Agenor würde sich diese Mission vom Roten Meer bis zum Golf erstrecken. Die Wirksamkeit solcher Militäraktionen in diesen komplexen Szenarien bleibt jedoch ungewiss. Trotz der jüngsten militärischen Interventionen der USA und des Vereinigten Königreichs verschlechtert sich die Lage in der Region des Roten Meeres weiter, da sich das Ausmaß der Angriffe ausweitet, wie die jüngsten Raketenangriffe auf Handelsschiffe zeigen.
Rückgang der Schiffstransite und steigende Kosten
Die Durchfahrt von Schiffen durch die Straße von Bab al-Mandeb ist drastisch zurückgegangen, und zwar um 90 % von den üblichen 40-50 Schiffen pro Tag. Dieser Rückgang deutet auf eine wachsende Zurückhaltung der Reedereien hin, durch diese Gebiete zu fahren. Die Angriffe der Houthi haben zu einem sprunghaften Anstieg der Versicherungs- und Schifffahrtstarife geführt, aber noch keine allgemeinen Preiserhöhungen ausgelöst. Sollten sich die Störungen jedoch auf die Straße von Hormuz ausweiten oder den Iran direkt betreffen, könnten die Preise erheblich steigen.
Herausforderungen bei Kapazität und Ausrüstung
Die Krise hat zu einem erheblichen Kapazitätsabbau geführt. Durch die Umleitung von Schiffen verlängern sich die Fahrtzeiten um 10 bis 14 Tage, was nicht nur die Fahrpläne durcheinander bringt, sondern auch die Verfügbarkeit von Ausrüstung beeinträchtigt. Schätzungen gehen davon aus, dass in dieser Situation zusätzliche 20-25 % an Schiffs-, Container- und Ausrüstungskapazität erforderlich sind, um das Serviceniveau aufrechtzuerhalten. Da die Reedereien ihre Schiffe neu positionieren und sich auf die neuen Routen einstellen, wird für die nächsten Wochen ein Kapazitätsrückgang von 30-40 % erwartet, der mit dem Spitzenwert vor Mondneujahr zusammenfällt.
Lokal begrenzte Ausrüstungs- und Kapazitätsprobleme zeichnen sich ab. Es wird erwartet, dass sich die Situation in Kürze verschärfen wird. Das Ausmaß und die Dauer dieser Probleme bleiben jedoch ungewiss. Wir gehen davon aus, dass bestimmte Häfen und bestimmte Spediteure unverhältnismäßig stark betroffen sein werden, so dass sich in der gesamten Branche ein uneinheitliches Bild ergibt. Vor allem die Häufigkeit von Containerumstürzen deutet auf zunehmende betriebliche Schwierigkeiten hin.
Empfehlungen für Verlader und Frachteigentümer:
- Frühzeitig buchen: Die Zeit ist von entscheidender Bedeutung. Nehmen Sie Ihre Buchungen so früh wie möglich vor, um diese schwierigen Zeiten effektiv zu meistern.
- Verwalten Sie Prognosen gewissenhaft: Genaue und gut gemanagte Prognosen sind entscheidend. So können Sie mögliche Verzögerungen oder Störungen vorhersehen und planen.
- Schaffen Sie Transparenz: Technologielösungen bieten Transparenz über den Sendungsstatus und ermöglichen proaktive Maßnahmen. Forto kann Ihnen dabei helfen, deren volles Potenzial zu erschließen und zu optimieren.
- Gemeinsame Prioritätensetzung: Arbeiten Sie eng mit Ihren Versandpartnern zusammen, um Sendungen zu priorisieren. Dieser kooperative Ansatz kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Kapazitäts- und Ausrüstungsproblemen abzumildern.
In diesem sich ständig verändernden Szenario sind proaktives Management und strategische Zusammenarbeit zwischen Verladern, Frachteigentümern und ihren Partnern der Schlüssel zur Bewältigung der Komplexität der aktuellen Schifffahrtslandschaft.
Zusammenfassung
Die Schifffahrtsbranche steht vor einer Zeit großer Unsicherheit und Komplexität. Mögliche Warenknappheit in Europa, strategische Maßnahmen der EU und anderer westlicher Mächte zur Gefahrenabwehr im Seeverkehr sowie die komplexen Herausforderungen beim Kapazitäts- und Ausrüstungsmanagement verändern die globale Lieferkettenlandschaft. Diese Situation erfordert von allen Akteuren der Branche Agilität und strategische Weitsicht.