Der erste Vergleich, der einem bei dem Begriff „Frachtraten“ in den Kopf kommt, ist der mit einer wild oszillierenden Fieberkurve. Wirtschaftswissenschaftler sagen, die Märkte würden sich nach dem „Schweinezyklus“ verhalten.
Schaut man in die Geschäftsberichte der Banken, herrscht jedenfalls Ratlosigkeit. „Die Prognosefähigkeit wäre in einem schwankenden Umfeld nur eingeschränkt gegeben“, heißt es da.
Das Umfeld schwankt sogar ganz beträchtlich. Kostete der Transport eines 20-Fuß-Containers auf der Standardstrecke von Asien nach Europa im Jahr 2010 um die 1800 Dollar, waren es ein Jahr später nur noch 900 Dollar, und im Jahr darauf (2012) lag der Preis wieder bei 1400 Dollar. Aber auch Luftfrachtraten, die aufgrund explodierender Treibstoffkosten stark unter Druck stehen, tun ein Übriges, um die Logistikmanager nachts wach zu halten. Und was ist mit den Spotmarktpreisen? Kassakurse können sich innerhalb einer Stunde ändern.
Zurzeit herrscht auf den Schifffahrtsmärkten jedenfalls weiterhin Anspannung. Charterraten für Containerschiffe erholen sich nur schwach, bei der Nachfrage nach Massengutfrachtern ist keine Verbesserung in Sicht, und der Öltankermarkt befindet sich in einer Talsohle. Die schwierigen Marktverhältnisse in der Schifffahrt dauern länger als erwartet an.
Aber wie lange noch?
Das Angebot, die Nachfrage und die Kartelle
Die exportstarke deutsche Industrie transportiert ihr hochwertigen Güter per Flugzeug. Gemessen am Warenwert schlägt der Exportanteil mit 40 % zu Buche. Mengenmäßig betrachtet entspricht das jedoch weniger als 2 % des Seefrachtaufkommens – so betrachtet, wird der Welthandel über den Seeverkehr abgewickelt.
Der Seeverkehr unterteilt sich in die Linienschifffahrt und in die Trampschifffahrt. Die Auslastung der Trampschiffe, meist Schüttgutschiffe, richtet sich stark nach Angebot und Nachfrage. Reeder und Versender handeln Preis, Fahrplan und Reiseroute für jeden Auftrag neu untereinander aus. Linienschiffe hingegen folgen einem festgelegten Fahrplan mit einheitlichen Beförderungsbedingungen und einheitlichen Beförderungsentgelten.
Als die Schifffahrtskrise ihren Höhepunkt hatte, fielen die Frachtraten der Containerschifffahrt allerdings rapide ab und die Reedereien unterboten einander, um wenigstens die Betriebskosten ihrer Schiffe wieder einzufahren. Auf einmal war die Linienschifffahrt auch von Angebot und Nachfrage geprägt. Bei den Reedereien galt nämlich bis vor wenigen Jahren noch eine Sondervereinbarung aus dem Jahr 1986, welche die sogenannten „Schifffahrtskonferenzen“, also Preis- und Konditionenkartelle der Linienreedereien gestattete. Inzwischen verbot die EU diese Preisabsprachen. Nun schließen sich die Reeder nicht mehr in Kartellen zusammen, sondern fusionieren, um ihre Raten zu stabilisieren. MAERSK kaufte Hamburg Süd, Hapag-Lloyd fusionierte mit CSAV und UASC. Zusätzlich bilden sie Allianzen. MAERSK und MSC schlossen sich beispielsweise zum „2M-Bündnis“ zusammen; die Giganten CMA CGM, Cosco Container Lines, Evergreen und OOCL gründeten die „Ocean Alliance“. Die Mitglieder der Allianzen tauschen sich über Fahrpläne, Routen und Slots aus, dürfen offiziell aber keine Frachtraten absprechen.
Jedoch gibt es Zweifel daran, dass sie sich an das Verbot halten. Behörden führen diesbezüglich immer wieder Ermittlungen durch.
Wie Entstehen Eigentlich die Frachtraten in der Containerschifffahrt?
Die Container-Frachtraten setzen sich aus fixen Kosten und variablen Kosten zusammen. Die Kalkulation der gesamten Verschiffungskosten ist eine umfassende Angelegenheit, da auch der Vor- und Nachlauf mit einbezogen werden muss. Preise variieren je nach Jahreszeit, Zielgebiet oder Warenart. Zu der reinen Frachtrate Containerschifffahrt addieren sich verschiedene Zuschläge, welche von Verschiffung zu Verschiffung unterschiedlich sein können – wie zum Beispiel der Bunkerzuschlag (BAF), mit dem sich Reedereien gegen Schwankungen von Rohölpreisen absichern, oder der CAF . Es ist üblich, Zuschläge wie BAF und CAF (Currency Adjustment Factor) als VATOS festzusetzen. VATOS steht für „Value at time of shipping“. Auf Deutsch: die Reedereien halten sich den genauen Betrag dieser Zuschläge bis zum Zeitpunkt der Verschiffung offen.
Auf der FreightHub Plattform erfahren Sie übrigens die Frachtraten sofort online. Sie geben Absende- und Zielort ein und sehen auf einen Blick alle verfügbaren Transportunternehmen, ihre Abfahrts- und Ankunftszeiten und die komplett transparenten Kosten.
Wie soll man den schwankenden Frachtraten in der Containerschifffahrt oder im Luft- Und Strassenverkehr begegnen?
Das hängt zuerst einmal von der Art Ihrer Frachtverträge ab. Abhängig von Ihrer Ware und Ihrem Geschäftsmodell müssen Sie die passende Option wählen, um eine optimale Rendite zu erzielen. Es können langfristige wie auch kurzfristige Verträge ausgehandelt werden. Dazu gibt es Spotraten, ausschreibungsbasierte Angebote oder Raten nach Warenart.
Aber es gibt noch mehr, was Sie tun sollten:
1. Gut vorbereitet durch Prognosetools
Verlader geben zu, dass sie ihre Methoden, besserer Tarife und Routen auszuhandeln, dringend verbessern sollten. Jedoch nur wenige von ihnen nutzen fortschrittliche Tools. Stattdessen setzt die Mehrheit immer noch auf reine Preisverhandlungen, um ihre Frachtkosten zu kontrollieren. Vor den Verhandlungen sollten Sie jedoch eine Bedarfsanalyse durchführen.
Analysieren Sie Ihre Supply Chain auf die Fragen, warum und wann Sie Seefracht oder Luftfracht nutzen. Prognosetools helfen Ihnen, die Entwicklungstendenzen Ihrer Supply Chain zu verstehen. So können Sie besser abschätzen, wann sich Ihr Bedarf an See- oder Luftfracht ändert und müssen nicht überhastet reagieren.
Besonders im Bereich der Luftfracht hilft es, wenn Sie alle Unbekannten aus Ihrem Netzwerk entfernen. Wenn Sie Ihre Voraussagen verbessern und Ihrem Transportunternehmer genau sagen können, wann Sie wieviel Platz benötigen, wird er Sie mit stabilen Frachtraten belohnen.
2. Moderne IT nutzen
Investieren Sie in ein zeitgemäßes Transport-Management-System (TMS), welches alle Versandarten und -typen umfasst. Diese Technologie trägt dazu bei, präzise und kostenbasierte Entscheidungen für multimodale Lieferungen zu treffen und Kostenschwankungen zu bewältigen. Cloudbasierte Systeme ermöglichen es, alle Tarife zentral zu verwalten, einschließlich intermodaler Ladungen, LCL, Paket-, Luft, Bahn- und Seetransporte. Außerdem sollte das System eine zeitgleiche Unterstützung für mehrere Sprachen, Währungen, Maßeinheiten und regional variierende Funktionen bieten, damit Sie alle Daten auf einen Blick erfassen und vergleichen können.
Indem Sie mit dieser Software optimierte Ausschreibungspakete erstellen, reduzieren Sie nicht nur Transportkosten, sondern können auch die finanziellen Auswirkungen von Tarifänderungen vorab bewerten.
3. Preisverhandlungen nach Marktstrategie
Führen Sie saisonabhängige Produkte? Arbeiten Sie nach dem Just-in-time-Prinzip? Stellen Sie Auftragsproduktion mit kleinen Chargen oder Serienproduktion her? Konzentrieren Sie sich auf den asiatischen oder den europäischen Markt?
Sobald Sie diese Fragen beantwortet haben, sollten Sie mit Ihrem Spediteur eine Strategie zur Kostenreduktion ausarbeiten. Zum Beispiel können Sie ein zweistufiges Programm für ein ganzes Jahr vereinbaren: Außerhalb der Saison liegen die Preise niedriger, zu Spitzenzeiten höher. Weil Sie für ein ganzes Jahr geplant haben, sind die Transportkosten eine feste Größe in Ihrem Budget und spiegeln sich in den Verkaufspreisen Ihrer Produkte wider.
In der Luftfracht könnte der Spediteur für bestimmte Ziele Rabatte anbieten – je nachdem, ob die Strecke ein hohes Luftfrachtaufkommen bedient oder eher selten geflogen wird.
4. Extrakosten im Voraus vereinbaren
Nicht nur die Frachtraten, sondern auch spezielle Nebenkosten lassen sich im Voraus und auf lange Sicht verabreden. Dazu gehört zum Beispiel die Abwicklung der Dokumentation.
5. KI im Auge behalten
Obwohl die Logistik zu den traditionellen Marktsegmenten gehört, geht es dank Seiteneinsteigern wie FreightHub auch hier mit der Digitalisierung voran.
So gründete sich in Hamburg das Start-up Cargonexx, welches erstmals KI in der Logistik einsetzt: selbstlernende Algorithmen prognostizieren Spotmarktpreise für LKW-Touren. Das Ziel ist es, Frachtführer mit freien Ladeflächen und Spediteure mit LKW-Touren zusammenzuführen, um Leerfahrten zu vermeiden.
6. Eigenheiten des Spotmarktes berücksichtigen
Sind Sie bereit, das Risiko von Preisschwankungen einzugehen?
Intermodale Kassakurse ändern sich häufig; manchmal stündlich und manchmal dramatisch – denn dort dreht sich alles um das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Das ist frustrierend, da die Verlader das Gefühl bekommen, die Kontrolle über ihr Budget und ihre Kapazitäten zu verlieren.
Mit anderen Worten, wenn Ihnen der notierte Kurs gefällt, dann greifen Sie zu, denn am nächsten Tag kann alles anders aussehen.
Sie haben aber noch eine zweite Möglichkeit. Der Spediteur unterliegt nämlich denselben Gesetzen von Angebot und Nachfrage und er ist wahrscheinlich genau so frustriert wie Sie. Wenn Sie ihm für eine bestimmte Zeitspanne eine konsistente Nachfrage zu einem fairen Preis anbieten, könnten Sie beide Ihrem Glück ein Stück näherkommen. Sie sind näher an regelmäßigen und stabilen Raten – und der Spediteur ist glücklich, weil er ebenfalls für einen bestimmten Zeitraum Planungssicherheit hat.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt:
7. Pflegen Sie Ihren Spediteur
Im Containertransport stellt der Seeweg nur einen kleinen Teil der gesamten Transportkette dar. In der Regel sind am Vor- und Nachlauf im Inland andere Verkehrsträger beteiligt. Da multimodale Transportketten inzwischen zum Standard im Frachtgeschäft gehören, sollte ein Fachmann herangezogen werden – der Spediteur. Er kennt die Tarife, das Zoll- und das Versicherungswesen und organisiert den Haus-zu-Haus-Transport. Es ist alles eine Frage von spezialisierten Fähigkeiten und Marktintelligenz: Wer sich am besten auskennt, bekommt am Ende den besten Kurs.
Möglicherweise akzeptiert ihr Spediteur den höheren Preis eines Frachtführers, jedoch sichert er sich dadurch Kapazitäten während der Spitzenzeiten. Spediteure bevorzugen treue Kunden, die sie bei Marktveränderungen unterstützen. Eine gute Beziehung wird einen positiven Einfluss auf Ihre Frachtraten haben.
8. Frachtkostenabrechnung auslagern
Der Anteil fehlerhaft ausgestellter Rechnungen liegt in Einzelfällen bei über 20 Prozent, im Durchschnitt bei 8 Prozent. Nutzen Sie das Know-how eines Third Party Logistics Providers (3PL) und geben Sie Rechnungsprüfung und -zahlung in die Hände eines externen Dienstleisters.
Sie sparen aber nicht nur Zeit und Kosten, indem Sie Fehler wie doppelte Rechnungsstellung, Überbuchungen oder falsche Frachtraten minimieren, sondern Sie haben einen weiteren, sehr wichtigen Vorteil:
Externe Dienstleister arbeiten für mehrere Unternehmen und verfügen über einen enormen Datenpool. Natürlich werden diese Dienstleister keine vertraulichen Details über ihre Kunden weitergeben, aber sie können sehr wohl einen Leistungsvergleich anstellen. Wenn Sie herausfinden, wie Ihre Frachtraten im Vergleich zu anderen dastehen, halten Sie Munition für Ihre Preisverhandlungen in den Händen.
Ihre Frachtrechnungen lassen sich für Market Intelligence nutzen. Durch ihre systematische Analyse bekommen Sie aufschlussreiche Daten, die Ihnen helfen, bessere Preise auszuhandeln, die richtigen Frachtführer auszuwählen oder Ihre Routen zu optimieren. – Auch hierbei unterstützt Sie der 3PL.
9. Neuverhandlungen einberufen
Viele Unternehmen arbeiten auf der Basis von Jahresverträgen und haben folglich nur bei der Vertragsverlängerung die Möglichkeit, Preise neu auszuhandeln. Aber manchmal wird der Markt durch Krisen wie die des Jahres 2008 geschüttelt, bei denen die Preise Monat für Monat rapide nachgeben.
Bei solch extremen Änderungen der Kassakurse sollte man das Gespräch mit seinem Spediteur suchen, vorausgesetzt, Sie pflegen zu ihm eine stabile Geschäftsbeziehung. Viele Carrier bleiben nämlich ihren Kunden bei Marktschwankungen gegenüber loyal, wenn das auf Gegenseitigkeit beruht. Im Umkehrschluss kann das – je nach Marktlage – also auch zu höheren Raten führen. Jedoch hat der Carrier die Wahl. Manche legen mehr Wert auf ein langfristig garantiertes Frachtvolumen und gewähren dafür Rabatte.