„Die Logistik ist das Rückgrat der Industrie.“
So lautete das Kernargument unseres letzten Artikels. Wir schlossen mit dem Fazit, dass Industrie 4.0 nur mit einer neuen Logistik 4.0 funktioniert.
Aber darf man sein Rückgrat fremden Händen überlassen?
Man darf nicht nur, man sollte es sogar, wenn es die richtigen Hände sind.
Natürlich braucht die Entscheidung Zeit. Einmal getroffen, lässt sie sich nur schwer rückgängig machen. – Seinen Partner sollte man nicht nur vor der Ehe sorgfältig prüfen, sondern auch beim Outsourcing.
Hier kommen die 4PL-Provider ins Spiel.
4PL-Provider sind Spezialisten, welche Auslagerungswilligen ein Gesamtpaket aus den besten Logistikdienstleistungen zusammenstellen. Sie haben einen sehr guten Überblick über die Märkte. Viel besser, als es ein einzelnes Unternehmen erreichen kann.
Aber nun zu unserer Frage: Warum sollte ein Unternehmen seine Logistik auslagern?
1. Kosten sparen
Hinter der Entscheidung für das Outsourcing steht seit jeher ein Hauptfaktor, der alle anderen Faktoren in den Schatten stellt: Kosteneinsparung. Ihre Transportkosten können Sie übrigens hier online berechnen lassen.
In der Vergangenheit konzentrierten sich die Unternehmen beim Auslagern auf die Bereiche Lagerhaltung und Transport.
Die Gründe liegen auf der Hand.
Schließlich wollen nicht nur Lkw-Fahrer und Lagermitarbeiter, sondern auch Lagerfläche, Arbeitsmittel und die Verwaltung bezahlt werden. Bei einem externen Dienstleister zahlen Sie beispielsweise nur die Lagerplätze, die Sie tatsächlich nutzen.
Sourcen Sie die Logistik aus, reduziert das Ihren Investitionsbedarf.
Ein anderer Vorteil liegt in den unterschiedlichen Tarifverträgen der Branchen: Ein metallverarbeitender Betrieb muss auch seine hauseigenen Lagerarbeiter nach dem höheren Metalltarif bezahlen. Mit dem Logistiktarif des externen Lagers fährt er wesentlich günstiger.
Das Thema ist aber bekannt. Klassische Dienstleistungsjobs wie Lkw-Fahrer, Sicherheitsleute, Reinigungskräfte oder Küchenpersonal werden seit den Siebziger Jahren ausgelagert. Bei einem Blick auf die Statistik fällt auf, wie die Kurve in den Neunzigern so richtig in Schwung kommt und seitdem unvermindert steil ansteigt. Zeitarbeit und Werkverträge haben Konjunktur.
Doch wir würden diesen Artikel nicht schreiben, wenn es nicht eine neue Entwicklung gäbe.
Neu ist, dass sich der Trend von einfachen Dienstleistungen hin zu Spezialleistungen verlagert hat.
Inzwischen setzen die Unternehmen auf die Auslagerung von Fachabteilungen. Bereiche wie Buchhaltung, Personalwesen, Entwicklung, Einkauf oder IT werden in die Hände von Spezialisten gegeben.
So auch bei der Logistik.
Gestiegene Anforderungen an das Supply Chain Management und der Trend zur vernetzten Industrie 4.0 führen dazu, dass nicht nur der Fuhrpark oder das Lager, sondern auch die Manager und Strategen der Logistik von außen kommen.
Der Kostenfaktor tritt hierbei in den Hintergrund und macht folgenden anderen Gedanken Platz:
2. Auf das Kerngeschäft konzentrieren
Obwohl die meisten Unternehmen der Logistik eine hohe Bedeutung beimessen, gehört sie nicht zu ihrer Kernkompetenz.
Logistikdienstleister hingegen investieren in moderne Wirtschaftssysteme und Know-how. Sonst könnten sie sich auch nicht auf dem Markt halten. Das heißt, ihre Geschäftsstrategie ist optimiert, der Effizienzgrad ist hoch. Viele Unternehmen sind daher bereit, ihre Logistik an solch einen spezialisierten Dienstleister auszulagern.
Bei der Entscheidung, seine Logistik outzusourcen, haben Kostenargumente natürlich nach wie vor eine hohe Relevanz. Jedoch hat eine Entwicklung eingesetzt, welche die Qualität in den Mittelpunkt stellt. Unternehmen legen inzwischen viel mehr Wert auf die Kompetenz des Logistikpartners.
Sie geben nicht dem billigsten Anbieter den Zuschlag, sondern demjenigen, der am besten zum Unternehmen passt. Auch wenn sich die Kosteneinsparung dabei in Grenzen hält, gewinnt das Unternehmen durch die Auslagerung doch ein großes Stück an Flexibilität.
Für Unternehmen mit einem logistikfernen Kerngeschäft bedeutet das vor allem aber, dass sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
Die Fokussierung auf das Kerngeschäft ermöglicht es den Unternehmen, ihre Ressourcen zu bündeln und flexibler auf Veränderungen am Markt zu reagieren.
Einen neuen Markt zu erschließen oder sich aus einem bestehenden Markt zurückzuziehen ist wesentlich einfacher, wenn dabei fremde Infrastrukturen genutzt werden können.
3. Knowhow einkaufen
Der Logistikmarkt ist groß und komplex. Um erfolgreich in diesem Markt zu sein, will das nötige Wissen gepflegt und die erforderliche Technologie up-to-date gehalten werden.
Ein leistungsfähiger Logistikdienstleister ist umso wichtiger, je größer die Anforderungen an die Logistik werden. Fest steht, dass die Anforderungen an die Logistik in Zeiten von Industrie 4.0 und Logistik 4.0 steigen.
Zusammen mit der ausgelagerten Logistikdienstleistung kaufen sich Unternehmen gleichzeitig das Logistik-Know-how des Partners ein, welches unternehmensintern nicht oder nur zu hohen Kosten erzeugt werden könnte. Greifen wir uns den IT-Bereich heraus: Da haben wir Systeme für die Tourenplanung, Systeme zur Sendungsverfolgung oder Systeme zur Planung eines Logistiknetzwerkes.
Die Digitalisierung der Logistikprozesse ist ein wichtiger Faktor, um die Ziele der Kunden zu erreichen. Das bedeutet, dass eine flexible, anpassungsfähige IT einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellt.
Doch gerade der Mittelstand befindet sich hierbei unter einem starken Leistungs- und Kostendruck. Sind Know-how oder Kapital für eine eigene IT nicht vorhanden, laufen EDV Prozesse nicht so gut wie in Händen von Profis. Schon der Ausfall eines Servers kann den Mitarbeiter vor ein unlösbares Problem stellen.
Eine Logistik 4.0 ohne EDV ist jedoch undenkbar.
In solch einem Umfeld ist das Outsourcen eine elegante Lösung. Leistungsfähige Logistikdienstleister haben ihre Digitalisierungsprojekte bereits angeschoben und verfügen über das nötige Know-how. Die Kompetenz des externen Dienstleisters kommt den Unternehmen bei der täglichen Abwicklung ihrer Prozesse zugute. Das heißt, die Qualität der Arbeit steigt.
4. Effizienz steigern
Logistikdienstleister sind Spezialisten für Lagerhaltung und Transport. Ein Spezialist arbeitet effektiv und effizient.
Nehmen wir als Beispiel den Fuhrpark. Fuhrparkmanager stehen unterschiedlichen Herausforderungen gegenüber, von denen die reine Verwaltung der Fahrzeuge noch die kleinste ist. Sie müssen den Spagat zwischen Betriebswirtschaft, Sicherheit und Technik schaffen. Kosten sollen eingespart werden, gesetzliche Vorgaben sind zu beachten; und vor allem sollen die Fahrzeuge eins sein: sicher.
Für den reibungslosen Betrieb müssen die Schichten und die Urlaubszeiten der Fahrer aufeinander abgestimmt werden. In Spitzenzeiten geht es nicht ohne Reservekraftfahrer, damit der Materialfluss nicht ins Stocken kommt. Und wie wird der Reservekraftfahrer beschäftigt, wenn gerade keine Spitzenzeit ist?
Auch bei noch so guter Planung häufen sich bei einem unternehmenseigenen Fuhrpark Überstunden und Zusatzkosten an; im schlimmsten Fall verzögert sich die Warenlieferung an den Kunden.
Diese Art von Aufgabenstellung können externe Dienstleister weitaus effizienter lösen, da sie über wesentlich mehr Ressourcen verfügen.
5. Fehlerquote senken
Versand, Transport und Lagerhaltung sind Kernkompetenzen von Logistikdienstleistern. Aufgrund ihres entsprechenden Know-hows reduzieren sie die Fehlerquote bei den Prozessen und sparen dem beauftragenden Unternehmen letztlich Zeit und Geld.
Wird die Logistik ausgelagert, steigt ihre Leistungsfähigkeit. Sie wird schneller, flexibler – und fehlerfreier.
6. Lieferservice verbessern
Logistikdienstleister sind in der Regel für mehr als nur einen Kunden tätig. Sie haben sich ein dichtes Transportnetz aufgebaut, welches sie in die Lage versetzt, schneller und häufiger als ein Einzelunternehmen zu liefern. Daraus ergeben sich gleich mehrere servicebezogene Vorteile:
- Kunden können infolge der kürzeren Lieferzeiten die Sicherheitsbestände in ihren Lagern reduzieren.
- Zum anderen wird die Lieferfähigkeit verbessert und dem Kunden können mehr Wunschtermine zugesagt werden.
- Logistikdienstleister bieten zudem zusätzliche Features wie die Sendungsverfolgung in Echtzeit, wodurch sich die Unsicherheiten beim Empfänger reduzieren.
- Kunden profitieren von einer höheren Lieferflexibilität.
Lieferflexibilität bedeutet, schnell auf wechselnde Anforderungen zu reagieren, wie zum Beispiel bei der Liefermenge, der Lieferart oder auch dem Liefertermin.
Vor allem in der Wachstumsbranche Onlinehandel fordern die Kunden zunehmend Flexibilität bei den Lieferterminen. Sie wollen und können nicht am Vormittag zu Hause auf ihre Paketsendung warten, sondern möchten, dass der Termin zu ihrem Tagesablauf passt. Hier sind spezialisierte Logistiker mit einem flächendeckenden Netz an Paketshops gefragt, vor allem, wenn sie Zusatzleistungen wie eine Sendungs-Ankündigung anbieten.
Ist eine Sendung besonders eilig oder wertvoll, sind es Spezialisten wie Kurier- und Expressdienste, welche den Versand übernehmen.
Die Großen der Online-Versandbranche haben die Messlatte sehr hoch gesetzt. Same-Day-Delivery wie auch eine reibungslose Retourenabwicklung sind der Schlüssel zur Kundenzufriedenheit. Ein externer Dienstleister hält den Schlüssel in seinen Händen.
7. Kapazitätsspitzen ausgleichen
Bademode, Abfahrtsski, Gartenmöbel … Anbieter von Saisonware müssen auf stark schwankende Auftragseingänge reagieren können.
Ein weiteres Beispiel sind Onlinehändler, bei denen gerade in den Abendstunden viele eilige Versandaufträge gleichzeitig hereinkommen. Solche Spitzen werden meist über Zeitarbeitskräfte abgefedert.
Externe Dienstleister gleichen saisonale oder tageszeitliche Schwankungen beim Auftragsvolumen besser aus, da sie auf eine bessere Logistikinfrastruktur und größere Personalressourcen zurückgreifen können als der einzelne Händler.
8. Fixkosten variabler gestalten
Logistikdienstleister sind spezialisierter und größer als es die Logistik-Sparte in einem einzelnen Unternehmen je sein kann. Durch die Spezialisierung steigt die Effizienz – und das schlägt sich vorteilhaft in den Kosten nieder.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sich auch logistikbezogene Fixkosten durch das Outsourcing abbauen lassen.
Fixkosten sind nämlich unbeliebt. Sie lassen sich nur langsam abbauen und machen das Unternehmen dadurch unflexibel.
Hauseigene Logistikleistungen zählen zu den fixen Kosten, da sie beschäftigungsunabhängig sind. In Branchen, die durch starke saisonale Nachfrageschwankungen gekennzeichnet sind, führt das zu Problemen, weil sich die Logistikkapazitäten an den Spitzenlasten ausrichten. Es ergeben sich hohe Fixkosten, obwohl die Kapazitäten in der restlichen Zeit nicht ausgelastet werden.
Ein externer Logistikdienstleister jedoch berechnet dem Unternehmen seine Leistungen nur dann, wenn die Dienstleistung in Anspruch genommen wurde – also variabel.
Die internen Fixkosten werden ergo zu variablen Kosten – und genau das ist einer der großen Vorteile des Logistikoutsourcings.
9. Gebundenes Kapital verringern
Versorgungssicherheit ist für viele Industriebetriebe essenziell. Häufig benötigte Standardteile müssen zu jeder Zeit verfügbar sein, jedoch ist die Just-in-Time-Produktion sehr anfällig gegenüber umweltbedingten Einflüssen, Streiks oder Verkehrsstaus.
Betriebe, die im Gegenzug auf eine Lagerhaltung setzen, stehen vor dem Problem, dass extensive Lagerhaltung mit einer hohen Kapitalbindung verknüpft ist. Einem Unternehmen stehen aber nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung.
Durch das Outsourcen der Lagerhaltung wird Kapital freigesetzt, welches wiederum in das Kerngeschäft des Unternehmens fließen kann.
Eine Senkung der Bestände führt zu einer höheren Liquidität. Eine höhere Liquidität ermöglicht es den Betrieben, schneller auf Unwägbarkeiten im Tagesgeschäft zu reagieren.
Fazit
Die Logistik bindet die Ressourcen eines Unternehmens. Mit Outsourcing werden die Ressourcen wieder frei.
Allerdings geht die Entscheidung, die Logistik auszulagern, auch mit Risiken einher. Ohne die passenden Partner kann die Qualität nicht gewährleistet werden.
Solch ein Projekt benötigt also eine sorgfältige Planung.
An dieser Stelle setzen 4PL-Provider an. Diese agieren als neutrale Berater, um verschiedene Logistik-Dienstleistungen in einem Gesamtpaket zu optimieren.