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Digitaler Frachtbrief – wann sticht der eCMR in See?

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Wir befinden uns im Jahr 2019 – mitten im Zeitalter der Digitalisierung. Gerade in Hinblick  auf die Logistikbranche fällt auf, dass sich hier vieles in den letzten Jahren getan und verändert hat. Umso mehr ist es verwunderlich, dass Sie essentielle Prozesse weiterhin völlig analog abwickeln müssen. Im Bereich der Spedition können Sie heutzutage die Buchung eines Containers ganz einfach online abwickeln und live über Track & Trace verfolgen.

Ganz anders sieht es jedoch bei den Frachtdokumenten aus. Um globale Transporte abzuwickeln, sind insbesondere das Frachtpapier bzw. der Frachtbrief ein essenzieller Bestandteil für das Versenden der Ware. Gerade hier läuft der komplette Prozess immer noch händisch ab, was erstaunlich ist. Allerdings gibt es in letzter Zeit mit dem “digitalen Frachtbrief” einige Bemühungen dies zu ändern.

Lernen Sie in unserem Blogartikel alles über den Frachtbrief sowie über die aktuellen Projekte und Voraussetzungen für den digitalen Frachtbrief.

Was ist ein Frachtbrief und wozu dient er?

Aber was ist überhaupt ein Frachtbrief? Der Frachtbrief ist ein Warenbegleitdokument bei Gütertransporten und dient als Beförderungsdokument für den Frachtvertrag. Der Frachtbrief wird immer in dreifacher Ausführung ausgestellt. Einen erhält der Absender, einer der Frachtführer und das dritte Dokument bleibt bei der Fracht selbst. Außerdem müssen alle Exemplare vom Versender unterschrieben sein. Wichtig ist auch, dass der Frachtführer das Dokument plus Kopien des Inhabers mit sich führt, da diese Ihn als Eigentümer und Verfrachter ausweisen. Laut Recherche der DVZ kostet Sie ein Frachtbrief inklusive Versand und Archivierung umgerechnet etwa 4 Euro.

Für den internationalen Straßenverkehr gibt es den so genannten CMR-Frachtbrief. Die Bezeichnung CMR stammt aus dem Französischen und steht für “Convention relative au contrat de transport international de marchandises par route” und beschreibt das Übereinkommen aller beteiligten Staaten über den Beförderungsvertrag im internationalen Straßengüterverkehr. Mitglieder des CMR-Abkommens sind automatisch alle Staaten der EU sowie Länder wie Island, Russland und die Türkei.

Was ist im Unterschied ein digitaler Frachtbrief?

Ein digitaler Frachtbrief (eCMR) ist die elektronische Version des Frachtbriefes und würde die Datenübermittlung zwischen allen Parteien in Echtzeit möglich machen. Bei dem Entgegennehmen und Abladen der Ware sind Unterschriften nötig, was natürlich auch zusätzliche Zeit kostet und mit dem digitalen Frachtbrief eingespart werden könnte Darüber hinaus würden Sie sich die umgerechnet 4 Euro pro Frachtbrief sparen, würden Sie ihn digital gestalten.

Exkurs: Gesetzliche Grundlage in Deutschland

Für den internationalen Straßengüterverkehr 2008 wurde ein Zusatzprotokoll geschaffen, welches den digitalen Frachtbrief regeln soll.

Hier wird festgelegt, dass der Frachtbrief auch elektronisch ausgestellt werden darf. 17 Länder wie Dänemark, Frankreich oder Spanien haben diese Zusatzregelung bereits ratifiziert, in Deutschland wird dies allerdings noch von den Fachministerien geprüft und findet bisher keine Anwendung.

Die wichtigsten Anforderungen an den eCMR sind:

  • Authentizität und Integrität sichergestellt werden
  • Dritte müssen Schäden und Mängel eintragen können
  • Es muss weiterhin ein Instruktionspapier sein, das beispielsweise für Fahrer oder Kontrollbeamte einsehbar ist.

Pilotprojekt AEOLIX

Dennoch gibt es einen Lichtblick für den eCMR: Der BGL (Bundesverband für Güterverkehr und Entsorgung) beteiligte sich kürzlich an einem AEOLIX-Pilotprojekt im Rahmen des sogenannten Living Lab 12 – Digitalisierung der Frachtdokumente. AEOLIX steht für “Architecture for EurOpean Logistics Information Exchange” und wurde 2016 von der EU gestartet. Mit einem Budget von 13 Million Euro soll das dreijährige Projekt die Ladungsströme optimieren, die Supply Chain erleichtern, den Verwaltungsaufwand vereinfachen und eine bessere Nutzung vorhandener Ressourcen betrachten. Innerhalb des Pilotprojektes soll auch die Digitalisierung der Frachtransportdokumente geprüft werden, auch wenn der Testlauf erst einmal nur für den Straßengüterverkehr geplant ist.

Unterschiede im Frachtbrief je nach Transportmodi

Wichtig ist auch, die Unterschiede zwischen See- und Luftfracht zu betrachten.

Gerade bei der Seefracht wird die Umsetzung deutlich schwieriger, da der Frachtbrief (hier wird er Bill-of-Lading genannt) nicht nur als Transportdokument gilt, sondern auch als Wertpapier. Dementsprechend gehören hier weitere Anspruchsgruppen wie Banken und Versicherungen dazu.

In der Luftfracht ist die Digitalisierung der Frachtdokumente schon weiter vorangeschritten. Das liegt unter anderem an der überschaubaren Anzahl der Carrier. Diese werden fast alle einheitlich von der Luftverkehrsvereinigung IATA repräsentiert, die proaktiv viele Digitalisierungsprojekte vorantreibt. Es gibt bereits das so genannte eFreight-Verfahren, dennoch liegt die Nutzung bei kaum mehr als 30 Prozent. Es besteht jedoch das Problem, dass alle Beteiligten –also Absender, Empfänger, Spediteure, Dienstleister, Fluggesellschaften und Behörden mitziehen müssen. Sobald eine der Parteien auf Papier zurückgreifen möchte, fällt der papierlose Ablauf ins Wasser. So lag die Papiernutzung pro Sendung im Jahre 2017 immer noch bei circa 40 Papieren, teilte der IAG-Cargo-Chef Chew Crawley der DVZ in einem Beitrag  mit.

Fazit

Der digitale Frachtbrief hat viele Vorteile. Einer davon ist die Möglichkeit, enorme Kosteneinsparungen zu erzielen und das nicht nur durch das Einsparen von Papier selbst, sondern auch bei der Archivierung und dem Versand der Dokumente. Zumal bei dem Verzicht von Papier natürlich auch der umweltfreundlichen Aspekt beachtet werden sollte. Zudem könnten die Transportprozesse deutlich optimiert und transparenter gestaltet werden, da die Daten in Echtzeit weitergegeben würden und so der gesamte Transport schneller abgewickelt werden könnte.